Kolbenfüller - Fortsetzung der Füllertüftelei

[Palmendrechsler]

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Vor längerer Zeit habe ich euch über meine Füllertüfteleien und meine Serie "ME FECIT SOLINGEN" informiert. Vgl. die Beiträg eim Juni 22 und März bis Juni 23.

Heute möchte ich euch über die Weiterentwicklung bzw. Ergänzung duruch ein Kolbenfüllermodell berichten.

Dabei ging es mir um die Beibehaltung der Ziele des Patronenfüller-Modells: gleiches schlichtes Design, Modellvarianten A und B (völlig planer Außendurchmess von Kappe und Schaft unter 15 mm (14,8) vs. minimal übergestülptem Mittelband mit Schaft von 13,8 mm), Gewinde ohne Freistich mit nur 5/6 Umdrehung, etc.

Für einen Kolbenfüller benutze ich die Kolbeneinheit der Fa. Schmidt-Technology, da für Einzel- und Kleinstfertigung mir keine andere Lösung möglich erschien und auch nicht bekannt ist. Diese Kolbeneinheit wird auch von namhaften Füllerherstellern benutzt.

Mein Ziel bei der Entwicklung war aber auch bei dem Kolbenfüller die Möglichkeit zur Individualisierung und Variabilität zu gerwährleisten.
Dies zwang mein Augenmerk besonders auf das Griffstück, denn durch die Kolbeneinheit und die dort vorhandenen Maße war ich in gewisser Weise gebunden. Mein Ziel war es, das Sichtfenster voll sichtbar zu lassen, dabei aber eine völlig planen / stufenlosen Übergang vom Griffstück zum Sichtfenster und zu dem Kappengewinde zu erreichen.
Da das Sichtfenster bei der Kolbeneinheit leicht konisch ist und vorne nur eine Wandstärke von 0,35 mm erlaubt, war das Ziel eines Griffstücks aus Holz schnell erledigt. So entschied ich mich für Edelstahl (gleiches Material V4A wie das Mittelband /Kappengewinde und Frontring), alternativ für Ebonit.
Da bei einem Kolbenfüller ja die komplette Feder in das Tintenfass getaucht wird, ist ein Holzgriffstück eh nicht so günstig, denke ich.
Edelstahl hat mir bei dem Patronenfüller nicht so zugesagt, da mir die kalte und oft glatte Haptik nicht so zusagte. Bei Ebonit war es aber eine Herausforderung Griffstücke herzustellen, die über das "Innenleben" der Kolbeneinheit reichen und trotzdem am Sichtfenster nur 0,7 mm im Durchmesser größer sind um stufenlos an des Sichtfenster anzustoßen. Ein besonderes Ziel meinerseits war darüber hinaus, das Griffstück nicht zylindrisch zu gestalten, sondern auch einen konischen Verlauf, also nach vorne verjüngend zu erreichen und dann mit einem Edelstahlzierring an der Front abzuschließen.
Bei dem Griffstück aus Edelstahl konnte ich dies durch die gleichzeitige Gestaltung des konischen Verlaufs in Verbindung mit dem Zierring / Frontring erreichen. Bei den Edelstahlgriffstücken habe ich dann aus Gründen der Haptik noch mit Mustern und Laserstrukturierung experimentiert. Schön finde ich, dass die Strukturierung eine feine "samtige" Haptik auf dem Edelstahl ergibt.
Erstaunlich ist auch, welchen Unterschied im Design die Nutzung des Materials Ebonit oder Edelstahl in der Verbindung mit der unterschiedlichen Gestalung der Feder bzw. dem Federmaterial ergibt. Auch das unterschiedliche Material für den Stift ( Holz oder Ebonit ) wirkt mit jeweils unterschiedlichen Griffstücken deutlich verschieden.

Meine Tendenz geht dahin: Für Stifte aus Ebonit die Verwendung von Griffstücken aus Edelstahl, bei dunklen Federn (hier z.B. bicolor Black Rhodium/White Rhodium) mit dunkler Strukturierung, ansonsten mit leicht heller Strukturierung oder pur in Edelstahl.
Bei Stiften aus Holz die Verwendung von Griffstücken aus Ebonit (i.d.R. in schwarz) mit Frontzierring aus Edelstahl.

Aber seht selbst. Es handelt es sich um erste Photos von Prototypen.


Liebe Grüße aus Solingen
Helmut

[Rustikus]

Hallo Helmut,
ich freue mich sehr, mal wieder etwas von dir zu lesen und zu sehen.
In einem deiner älteren Beiträge schriebst du, daß die individuellen Wünsche deiner Kunden an erster Stelle stünden. Und so ist es gut, eine solch breite Palette unterschiedlich gestalteter Kolbenfüller anbieten zu können, die möglichen Variationen sind ja durch die einfache Austauschbarkeit der einzelnen Komponenten fast unbegrenzt.
Was den handwerklichen Aspekt betrifft, käme ich mir vermessen vor, etwas an dem Beschriebenen oder Gezeigten zu kritisieren, doch ich bin mir fast sicher, daß Leute, die schon länger als ich drechseln oder sich viel mit der Fertigung von Schreibgeräten beschäftigen, nichts an deinen Füllern auszusetzen hätten.
Die gelaserten Muster auf den Edelstahlgriffstücken sind klasse, nehmen sie dem ganzen Füller doch das stahllastige. Wer diese Griffstücke einmal gesehen hat, wird wahrscheinlich keins aus glattem Edelstahl mehr haben wollen. Die Kombination mit grauer oder dunkel abgesetzter Feder sieht sehr edel aus. Die Federn mit Goldanteil finde ich eher zum Ebonitgriffstück passend. Vielleicht wirken die Teile bei gefüllter Tintenkammer jedoch schon wieder ganz anders.
Auch solche "Kleinigkeiten" wie die leicht konische Form des Griffstücks samt dem unteren Zierring sind, glaube ich, in ihrer Wirkung auf Aussehen und Schreibbarkeit nicht zu unterschätzen.
Hab' Dank für die ausführliche Beschreibung deiner Überlegungen und für's Zeigen deiner schönen Kolbenfüller, und laß uns an der Fortsetzung teilhaben. Wenn ich nicht schon einen vielbenutzten Füllerfavoriten hätte, würde ich jetzt anfangen, auf eins von deinen Kunstwerken zu sparen.

Freundl. Grüße,
Bernhard

[Genno]

Hallo Helmut

Die Varianten gefallen mir sehr gut.

Bin schon gespannt sie im aboriginal betrachten zu können.

Gruß Thomas

[küppi]

Lieber Helmut,
deine Schreiber gefallen mir sehr gut.
Die Berichte dazu sind aufschlussreich und werden von mir gerne gelesen.

Weiterhin viel Erfolg und gute Einfälle.
Hans

[Palmendrechsler]

Liebe Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde nobler Schreibgeräte,
vielen Dank für die positiven Rückmeldungen und Kommentare.
Als Ergänzung zu dem "Vergleichsbild" des Patronenfüllers hier nun auch ein "Gesamtporträt" meines Kolbenfüllers.
Er ist nur über die klassische Kolbenmechanik aus dem Tintenfass zu füllen, keine Patrone oder Tintenkonverter.
Trotzdem ist die Design-Verwandtschaft beabsichtigt und ich denke auch unübersehbar sowie die Variantenbreite geblieben.

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Kollegiale Grüße
Helmut