Adventskalender 2023 - Türchen 13
Verfasst: Mittwoch 13. Dezember 2023, 07:31
Die blaue Kerze
Wenn ich versuche zurück zu denken bis in entfernteste Kinderzeiten, sehe ich unseren Weihnachtsbaum geschmückt mit vielen echten Kerzen. In manchen Jahren waren es weiße, in anderen waren es rote. Doch immer gab es irgendwo, eigentlich immer in der Nähe eines Fensters, am Baum eine kleine blaue Kerze. Da man als Kind die Dinge meist so nimmt, wie sie sind, zumal, wenn sie von den Eltern kommen, dauerte es, bis mir diese "Anomalie" erstmalig auffiel. Mein Vater, nach dem Grund dafür befragt, lächelte und sagte: "Die ist für die Menschen, die in der Fremde sind und unterwegs sein müssen". Damit war das Thema für mich erstmal erledigt.
Viele Jahre später las ich die Lebenserinnerungen meiner Vater-Großmutter. Sie war in den Wirren des Zweiten Weltkriegs aus dem hintersten Zipfel Lettlands nach Deutschland geflüchtet. Mit Pferdefuhrwerk, Eisenbahn, Schiff und weite Strecken zu fuß war sie monatelang mit ihren vier Kindern, das älteste zwölf, das jüngste 2 Jahre alt, unterwegs. Es muss eine Zeit voller Angst und Entbehrungen gewesen sein. Dass die kleine, kaum anderthalb Meter große Frau es geschafft hat, ihre Familie unbeschadet durch diese Zeit zu bringen, erscheint mir heute noch wie ein Wunder. Ebenso, dass meine Großmutter dabei nicht ihren Lebensmut verloren hat. Ich habe sie als einen fröhlichen, liebevollen, dem Leben sehr zugewandten Menschen mit einem sprühenden Humor in Erinnerung.
Seitdem sehe ich die Kerze meines Vaters mit anderen Augen. Sie erinnert mich an meine Wurzeln und daran, wie gut es mir geht, wieviele Gründe ich habe, zufrieden und dankbar zu sein. Deshalb hängt, seit ich selbst zu Weihnachten einen Baum aufstelle, auch an diesem eine kleine blaue Kerze.
Weil jedoch mein diesjähriger Baum noch im Wald steht, zeig ich euch nochmal ein Bild, daß in anderem Zusammenhang entstanden ist. Aus dem uralten Eichenholz eines Glockenstuhls, der repariert werden musste, wurde dieser Leuchter gedrechselt. Ich wünsche euch eine besimnliche, zufriedene Adventszeit.
Freundl. Grüße,
Bernhard.
Wenn ich versuche zurück zu denken bis in entfernteste Kinderzeiten, sehe ich unseren Weihnachtsbaum geschmückt mit vielen echten Kerzen. In manchen Jahren waren es weiße, in anderen waren es rote. Doch immer gab es irgendwo, eigentlich immer in der Nähe eines Fensters, am Baum eine kleine blaue Kerze. Da man als Kind die Dinge meist so nimmt, wie sie sind, zumal, wenn sie von den Eltern kommen, dauerte es, bis mir diese "Anomalie" erstmalig auffiel. Mein Vater, nach dem Grund dafür befragt, lächelte und sagte: "Die ist für die Menschen, die in der Fremde sind und unterwegs sein müssen". Damit war das Thema für mich erstmal erledigt.
Viele Jahre später las ich die Lebenserinnerungen meiner Vater-Großmutter. Sie war in den Wirren des Zweiten Weltkriegs aus dem hintersten Zipfel Lettlands nach Deutschland geflüchtet. Mit Pferdefuhrwerk, Eisenbahn, Schiff und weite Strecken zu fuß war sie monatelang mit ihren vier Kindern, das älteste zwölf, das jüngste 2 Jahre alt, unterwegs. Es muss eine Zeit voller Angst und Entbehrungen gewesen sein. Dass die kleine, kaum anderthalb Meter große Frau es geschafft hat, ihre Familie unbeschadet durch diese Zeit zu bringen, erscheint mir heute noch wie ein Wunder. Ebenso, dass meine Großmutter dabei nicht ihren Lebensmut verloren hat. Ich habe sie als einen fröhlichen, liebevollen, dem Leben sehr zugewandten Menschen mit einem sprühenden Humor in Erinnerung.
Seitdem sehe ich die Kerze meines Vaters mit anderen Augen. Sie erinnert mich an meine Wurzeln und daran, wie gut es mir geht, wieviele Gründe ich habe, zufrieden und dankbar zu sein. Deshalb hängt, seit ich selbst zu Weihnachten einen Baum aufstelle, auch an diesem eine kleine blaue Kerze.
Weil jedoch mein diesjähriger Baum noch im Wald steht, zeig ich euch nochmal ein Bild, daß in anderem Zusammenhang entstanden ist. Aus dem uralten Eichenholz eines Glockenstuhls, der repariert werden musste, wurde dieser Leuchter gedrechselt. Ich wünsche euch eine besimnliche, zufriedene Adventszeit.
Freundl. Grüße,
Bernhard.