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Gleitschleifen

Verfasst: Sonntag 9. Juli 2023, 18:43
von finn2012
Guten Abend,

ich war gefragt worden, ob ich kurzfristig 750 Spielsteine sägen könnte. Die Steine haben folgende Abmaße 40 x 40 x 8 - 12 mm

Statt viel Text hier ein paar Bilder

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Jetzt stellte sich die Frage, wie man schnell und effektiv die Kanten brechen könnte. Mir fiel dann der Film SWR Handwerkskunst ein, wo eine Kuckucksuhr gebaut wird. Hier hat man die Schindeln in einer Trommel geschliffen. Mit einer Drechselbank steht ja einem die richtige Antriebseinheit zu Verfügung. Jetzt ging es nur darum eine Schleiftrommel zu bauen.

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Teil 2 folgt

Re: Gleitschleifen

Verfasst: Sonntag 9. Juli 2023, 19:00
von finn2012
Teil 2
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In die Trommel habe ich dann ca. 100 der Klötze und viele Reststücke Schleifpapier, Schleifvlies gegeben. Der erste Test war positiv. Allerdings stieg nach kurzer Zeit der FU aus. Der Motor muss extrem langsam laufen, damit die Klötze nicht nur an der Wand anliegen sondern aneinander reiben und umherkugeln.

Mir viel ein, dass an der Bank ein Dahlandermotor verbaut ist, der mit 2 Geschwindigkeiten betriebben werden kann. Bei der Umrüstung auf den FU habe ich die hohe Drehzahl gewählt. Heute morgen gab es dann regen Mailverkehr mit Jockel. Am Ende stellte sich heraus, dass der Motor auch mit der niedrigen Drehzahl am FU betrieben werden kann. Heute Nachmittag konnte ich dann den Motor umklemmen. Anstelle von 5 Hz läuft jetzt der Motor bei 12 Hz und der FU geht nicht auf Störung. Dabei dreht die Trommel mit ca. 60 Umdrehungen pro Minute. Der Geräuschpegel ist mit 90 dB nicht unerheblich.

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Heute alle 840 Klötze geschliffen. Morgen muss ich die Klötze noch entstauben.

Vielen Dank noch einmal an Jockel für die schnelle Hilfe


Viele Grüße

Uli

Re: Gleitschleifen

Verfasst: Sonntag 9. Juli 2023, 19:06
von Mr. Wood
Hallo Uli,

wieder einmal ein tolles Projekt :.:
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht, finde ich super :danke: :prost:
Dann hoffe ich das du auch 1,-€/Stein bekommst ;-)

Re: Gleitschleifen

Verfasst: Sonntag 9. Juli 2023, 19:41
von DirkM
Hallo Ulli,

Da muss man erstmal drauf kommen.
Ich hätte wahrscheinlich alle einzeln geschliffen und mir Matramässig die ganze Zeit vorgebrabbelt,dass ich das niemal wieder machen werde.
:.:
Gruß Dirk

Re: Gleitschleifen

Verfasst: Sonntag 9. Juli 2023, 20:43
von Drechsler
Hallo Uli ,
ich habe mir vor 30 Jahren einen Trommelschleifer mit Hilfe eines gebrauchten , damals 100 DM teuren Betonmischers gebaut : Den vorderen Teil der Blechtrommel inkl. der "Rührstäbe" raus und eine Achtkant Trommel aus Esche mit zwei Sperrholzdeckeln statt dessen eingeschraubt .
Die Idee ist nicht von mir sondern einem Drechselbuch von Robert Gombert entnommen . Meine Erfahrung mit dem Trommeln von Kleinteilen ist :
Es bring viel mehr die Achtkantwandung der Holztrommel von innen mit ca. 120er Schleifpapier vollzutackern und die Werkstücke ohne Schleifpapierreste pur zu trommeln . Das Kantenbrechen geht viel schneller und das Ergebnis ist sehr sauber .
Die Mischertrommel hat ca. 40 upm und ich habe das Teil damals wegen dem Krach einfach in die Scheune gestellt .
Grüße
Andreas
PS.: Ich habe hier noch einen Eschentrommelrohling ohne Sperrholzdeckel rumlegen wenn jemand basteln will , ich habe damals gleich zwei gebaut :-P .
Grüße
Andreas

Re: Gleitschleifen

Verfasst: Sonntag 9. Juli 2023, 22:27
von Bratscher
Hallo Uli,

verschiedene Trommeln habe ich gebaut. Die ersten drei Trommeln bestanden aus dem Plastikbehälter „Oskar“. Drei deshalb, weil ich eine Trommel für das Schleifen von Handschmeichlern mit 240-er Schleifpapier nutzte, die anderen zum Feinschleifen und schließlich Polieren mit gleichzeitigem Wachsen bzw. Ölen. Die Poliertrommel habe ich mit einem Kokosläufer ausgekleidet. Auch habe ich eine achteckige Trommel gebaut. Der Unterschied zu Deiner Trommel ist, dass die Achse der Trommel nicht die Rotationsachse ist, sondern "diagonal" versetzt. Dadurch entsteht auch eine Hin- und Herbewegung und nicht nur eine Rotationsbewegung. Ich habe an den Wänden Schleifpapier eingeklemmt.

Ich nehme die kleinste Riemenübersetzung und benutze einen FU. Man kann die Drehzahl so lange hochdrehen, bis im Inneren Stille herrscht. Das bedeutet, dass das Trommelgut durch die Zentrifugalkraft an der Innenwand festklemmt und sich kein Schleifeffekt einstellt. Das ist die "Unsinnige Drehzahl". Von der sollte man ein wenig heruntergehen und schon hört man, dass im Inneren der Kampf tobt.

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Gruß
Bratscher

Re: Gleitschleifen

Verfasst: Montag 10. Juli 2023, 05:46
von maserknollen
:.: :.: :.: :Pokal:
Danke für all eure Berichte zu dem Thema.
Das war für mich eine grübelbefreiende Initialzündung

Re: Gleitschleifen

Verfasst: Montag 10. Juli 2023, 07:09
von jockel
Hallo Uli,
freut mich dass alles so reibungslos geklappt hat.

Viel Spaß beim Trommeln ;-)

Gruß Jockel

Re: Gleitschleifen

Verfasst: Montag 10. Juli 2023, 10:51
von Faulenzer
Man muß sich halt zu helfen wissen :.: :.:

Schönes Projekt :Pokal:
Und mit dem passenden Maschinenpark auch gut zu realisieren.

Re: Gleitschleifen

Verfasst: Montag 10. Juli 2023, 12:20
von Maggus
Schönes Projekt und mir deucht, das schönste daran waren die Überlegungen "wie schaffe ich das mit möglichst viel maschinellem Einsatz."
:Pokal: würde ich sagen.
Ich find's toll!

Gruß,
Markus

Re: Gleitschleifen

Verfasst: Montag 10. Juli 2023, 16:18
von Reiseholz
Ideen muss man haben! 8-)
Für eine Freundin säge ich regelmäßig kleine Herzen als Anhänger für Ihre Naturkosmetikprodukte, da kommen dann auch schnell mal ein paar hundert zusammen. Bisher habe ich die dann immer händisch geschliffen - nicht sehr schön und irgendwann fangen die Fingerkupen zu bluten an :cry:

Mit einer Schleiftrommel gehört das jetzt der Vergangenheit an.
:danke: für die Idee!