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Schale mit Deckel und Zinnintarsie

Verfasst: Montag 26. Oktober 2009, 23:59
von Maddin
Guten Abend zusammen,

hier mal eine Schale mit Deckel (oder besser: Haube) mit Zinkintarsien.
D 180 x H über alles 105, Birke gewachst mit verbliebenem Naturrand, Knopf aus Wildkirsche.
Einlagen aus Zinkstangen zum Verlöten von Dachrinnen. Kleiner Wermutstropfen: Obwohl das Holz über sechs Jahre gelagert war und der Übergang Holz/Zinkring schön plan geschliffen wurde, war nach wenigen Tagen Lagerung im Haus bereits eine scharfe Kante am Metallring zu spüren. Es ist halt doch immer noch Bewegung im Holz.
SchaleDeckelZinnintarsie1.jpg
SchaleDeckelZinnintarsie2.jpg
Gruß

Martin

Re: Schale mit Deckel und Zinnintarsie

Verfasst: Dienstag 27. Oktober 2009, 08:06
von Heinz-Josef
Hallo Maddin,

eine wirklich wunderschöne Schale. Auch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Werkstoffe ist klasse.
Gestatte jedoch 2 Fragen zum oberen Foto:
1. Hat sich der Deckel verzogen ?
2. Ist der Schalenkörper gerissen oder sind das Beareitungsspuren ?

Der scharfe Übergang, der nach einigen Tagen entstanden ist, kann auch darauf zurück zu führen sein, das Du zwei unterschiedliche Werkstoffe mit unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten zusammen gebracht hast.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass, wenn Du 1/10 mm Luft zwischen Zink und Holz läßt, nicht mehr passiert.

Aber lass´ Dich nicht entmutigen.
Die Schale (ich würde sie Dose nennen) sieht wirklich klasse aus.

Gruß
Heinz-Josef

Re: Schale mit Deckel und Zinnintarsie

Verfasst: Dienstag 27. Oktober 2009, 08:25
von klaus-gerd
hallo Martin,
ne Menge Arbeit!!

Die Verarbeitung von Zinn oder Metallen gibt den Teilen immer einen kühlen/edlen und feinen Charakter.
Bei hellem Holz weniger als beim dunkleren.
Was hier nicht passt ist die Baumrinde am Fuß.
Sie steht im krassen Gegensatz dazu.

Grüße
von
KG

Re: Schale mit Deckel und Zinnintarsie

Verfasst: Dienstag 27. Oktober 2009, 12:40
von Fritz-RS
Martin,

rustikal oder edel-glatt. Beides gleichzeitig geht nur in Ausnahmefällen.
Du hast hier eine solch edle Oberfläche mit glänzendem Beiwerk geschaffen, daß die Rinde zu viel ist.
Aber noch etwas:
In der Überschrift schreibst Du ZINN, später dann mal ZINN mal ZINK.
Ist das nun Lötzinn oder ausgeschnittene Dachrinne?
Wenn das Lötzinn ist, werde ich neugierig: Ist das flüssig eingegossen oder in eine Gratnut eingetrieben?
Wie dick ist der Zinnkranz?
Oder doch Zink? ausgeschnitten nachgedreht und eingeklebt?

Gruß Fritz,
sehr interessiert

Re: Schale mit Deckel und Zinnintarsie

Verfasst: Dienstag 27. Oktober 2009, 19:27
von Josef H
Hallo Fritz

Martin schreibt von „Zinkstangen zum Verlöten von Dachrinnen“
Das sind die dreieckigen Stangen. Genaue Bezeichnung : S-Pb60 Sn40.
Darin sind nur 40% Zinn enthalten. Der Rest ist Blei.
Die Teile werden als "Zinkstangen" angeboten.


Gruß Josef

Re: Schale mit Deckel und Zinnintarsie

Verfasst: Mittwoch 28. Oktober 2009, 23:09
von Maddin
Guten Abend,

Danke für eure Rückmeldungen.

Heinz-Josef:
Der Deckel hat sich ein klein wenig verzogen, und zwar gegen die Maserung. Das ist auch der Grund für den kleinen Spalt zwischen Deckel und Unterteil und vermutlich auch für den spürbaren Übergang zwischen den Materialien. Die scharfe Kante ist übrigens heute nicht mehr so stark zu spüren.
Die schräg verlaufenden Striche am Dosenkörper sind feine Risse, die auf dem Foto merkwürdigerweise mehr auffallen als in Natura. Ich weiß, es gibt Drechsler, für die solche Risse ein k.o.-Kriterium und ein Grund für Heiß-Entsorgung sind. Für mich gehören sie, zumindest in diesem geringen Umfang, einfach zum natürlichen Werkstoff Holz dazu.

Klaus-Gerd und Fritz:
Ja, ihr habt recht: rustikal und fein passen nicht so recht zusammen (obwohl ich ein Freund von harten Kontrasten bin). Design und Gestaltung sind ein Lernprozess, an dem ich noch arbeite. Und da sind kritische Hinweise von Gleichgesinnten hilfreicher als die Bemerkungen von Beschenkten oder Verwandten...

Fritz:
Wie Josef schon schrieb, handelt es sich um eben diese "Zinkstangen". In den Deckel habe ich eine Gratnut eingestochen (mit den obligatorischen 15°), die Zinkstangen in einem Töpfchen mit Gasbrenner verflüssigt und dann in die Nut (bzw. in das Loch im Knopf) zügig eingegossen. Die Nut ist ca. 5 mm tief und 9 mm breit. Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist zu beachten:
1. Die Gratnut ist erforderlich, damit der eingegossene Ring Halt hat und nicht heraus fällt (es gibt ja keine echte Verbindung zwischen Holz und Metall)
2. Zur Vermeidung von Brandflecken bei überflaufendem Zinn halte ich beim Eingießen einen nassen Lappen und Sprühflasche mit Wasser bereit.
3. Das Zinn "schmiert" beim Schleifen. Wenn man also vom Zinn zum Holz hin schleift, kann es, gerade bei hellem Holz wie der hier verwendeten Birke, zu einem Grauschleier kommen.

Gruß

Martin