Disziplin-Übung: Eineiige Zwillinge
Verfasst: Mittwoch 9. September 2020, 20:45
Hallo Holzliebhaber:innen,
in der Regel entstehen die Formen und Materialdimensionen unserer Werkstücke mehr oder weniger zufällig, gesteuert vom Holzwuchs, von unserem handwerklichen Geschick oder Unvermögen und im günstigen Fall von unserer Idee. Angesichts eines besonders attraktiven Blocks furztrockener Esche kam ich auf die Idee, denselben mittig zu teilen, um daraus zwei formengleiche schlichte Schalen zu drehen. Sozusagen eineiige Zwillinge aus Esche. Natürlich ohne mechanische Kopiervorrichtungen, sondern nur mit Hilfe von Messlehren, Schablonen und als wichtigsten Mitteln den Händen und den Augen. Die beiden Rohlinge hatten einen Durchmesser von 275 mm und eine Dicke von 85 mm. Mir war klar, dass ich die Schalen nicht der Reihe nach, sondern nur synchron in Abschnitten drehen kann, idealer Weise also parallel auf zwei Maschinen. Möglich wäre die Arbeit auch an einer Maschine, aber nur unter Verwendung von zwei Planscheiben beziehungsweise zwei Backenfutter, die während der Produktion nicht vom Werkstück gelöst werden.
Die Herausforderung bei der Produktion der eineiigen Zwillige bestand vor allem darin, jeweils innen und außen einmal die definierte Form und Materialstärke festzulegen und im nächsten Schritt diese definierte Form und Materialstärke zu kopieren auf der anderen Schale. Ein kleiner Ausrutscher mit der Röhre bedeutet zwangweise, entsprechendes Material bei der ersten (eigentlich schon fertigen) Schale wieder abzunehmen. Jeder Fehler, auch der kleinste, rächt sich erbarmungslos. Die Herstellung zwei gleicher Schalen zwingt uns zu einer sich selbst regulierender Disziplin. Fehler sind nicht zugelassen! Bei der Arbeit beneidete ich die Keramiker, die auf der Drehscheibe im Falle eines Missgeschickes einfach eine Handvoll Ton drankleben können...
Die Wahrheit ist: Dieses Experiment werde ich wohl nicht wiederholen, ich habe ordentlich geschwitzt, aber auch zufrieden ermittelt, dass meine Hände meinen Augen (noch) gehorchen.
Ich empfehle die beschriebene Verdoppelung eines Werkstücks während eines Prozesses zur Nachahmung. Weshalb? Weil dabei die eigenen Schwächen sehr schnell offenkundig werden.
Übrigens haben beide Schalen einen Durchmesser von 270 mm und eine Höhe von 78 mm, die Wände sind 9 mm dick. Natürlich gibt es Abweichungen im Bereich von Zehntelmillimetern.
Freundliche Grüße von Peter Gwiasda
Benötigte Messinstrumente: feststellbare Lehren, Schablonen und mehrere Wandstärkentaster.
in der Regel entstehen die Formen und Materialdimensionen unserer Werkstücke mehr oder weniger zufällig, gesteuert vom Holzwuchs, von unserem handwerklichen Geschick oder Unvermögen und im günstigen Fall von unserer Idee. Angesichts eines besonders attraktiven Blocks furztrockener Esche kam ich auf die Idee, denselben mittig zu teilen, um daraus zwei formengleiche schlichte Schalen zu drehen. Sozusagen eineiige Zwillinge aus Esche. Natürlich ohne mechanische Kopiervorrichtungen, sondern nur mit Hilfe von Messlehren, Schablonen und als wichtigsten Mitteln den Händen und den Augen. Die beiden Rohlinge hatten einen Durchmesser von 275 mm und eine Dicke von 85 mm. Mir war klar, dass ich die Schalen nicht der Reihe nach, sondern nur synchron in Abschnitten drehen kann, idealer Weise also parallel auf zwei Maschinen. Möglich wäre die Arbeit auch an einer Maschine, aber nur unter Verwendung von zwei Planscheiben beziehungsweise zwei Backenfutter, die während der Produktion nicht vom Werkstück gelöst werden.
Die Herausforderung bei der Produktion der eineiigen Zwillige bestand vor allem darin, jeweils innen und außen einmal die definierte Form und Materialstärke festzulegen und im nächsten Schritt diese definierte Form und Materialstärke zu kopieren auf der anderen Schale. Ein kleiner Ausrutscher mit der Röhre bedeutet zwangweise, entsprechendes Material bei der ersten (eigentlich schon fertigen) Schale wieder abzunehmen. Jeder Fehler, auch der kleinste, rächt sich erbarmungslos. Die Herstellung zwei gleicher Schalen zwingt uns zu einer sich selbst regulierender Disziplin. Fehler sind nicht zugelassen! Bei der Arbeit beneidete ich die Keramiker, die auf der Drehscheibe im Falle eines Missgeschickes einfach eine Handvoll Ton drankleben können...
Die Wahrheit ist: Dieses Experiment werde ich wohl nicht wiederholen, ich habe ordentlich geschwitzt, aber auch zufrieden ermittelt, dass meine Hände meinen Augen (noch) gehorchen.
Ich empfehle die beschriebene Verdoppelung eines Werkstücks während eines Prozesses zur Nachahmung. Weshalb? Weil dabei die eigenen Schwächen sehr schnell offenkundig werden.
Übrigens haben beide Schalen einen Durchmesser von 270 mm und eine Höhe von 78 mm, die Wände sind 9 mm dick. Natürlich gibt es Abweichungen im Bereich von Zehntelmillimetern.
Freundliche Grüße von Peter Gwiasda
Benötigte Messinstrumente: feststellbare Lehren, Schablonen und mehrere Wandstärkentaster.