Araukarie, ein heimischer Exot
Verfasst: Samstag 29. Juni 2019, 18:18
Hallo Holzfreunde,
die grenzenlose Invasion der (europäischen) Menschen geht auch einher mit einer globalen Verbreitung von Tieren und Pflanzen über alle Kontinente hinweg. Ich beschränke mich auf die Chilenische Araukarie (Araucaria araucana), auch Andentanne genannt. Sie wächst bei uns in Parks und Privatgärten, ist sehr wüchsig und muss deshalb oft gefällt werden. Wir Drechsler sollten dann zugreifen, wohlwissend, dass diese exotische Baumart von der Südhalbkugel besondere Eigenschaften hat. Aus der Kambiumschicht des frisch gesägten Stamms quillt ein klebriger Harz/Saft, der sich nur mühsam aus der Kleidung entfernen lässt. Und die breiten und harten dreieckigen Nadeln pieksen heftig. Das Holz trocknet recht schnell, der Stamm muss also nicht zum Trocknen aufgeschnitten werden; das Holz reißt nicht (welch Wunder!), neigt aber zum Bläuen, was dem Holzbild nicht schadet. Der Stamm hat eine große Markröhre, das Holz lässt sich gut schneiden. Die Seitenäste stehen fast gleichmäßig im rechten Winkel zum Stamm, sind sehr hart, fallen beim Trocknen nicht heraus. Beim Drechseln sind deshalb sehr scharfe Stähle geboten. Das Holz lässt sich mit den Fasern quer und längs gut schneiden.
Zur abgebildeten Schale: Durchmesser 210 mm, Höhe 110 mm, Wandstärke 10 mm. Oberfläche ohne Öl oder andere Stoffe, nur poliert.
Und noch etwas zum Baum, der große Teile Südamerikas geprägt hat. Wieso hat? Weil die Menschen die natürlichen Wälder hemmungslos geplündert haben. Erst Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden die Reste gesetzlich geschützt. In Chile und Argentinien ziert der Baum Provinzwappen und Embleme von Nationalparks. In Brasilien wurde die dortige Variante Araucaria angustifolia (Brasilkiefer) bis zur Erschöpfung abgeholzt und weltweit verkauft, zeitweise stellte sie 90 Prozent des gesamten brasilianischen Holzexports dar. Und noch etwas Wichtiges: Die Samen dieser Bäume sind sehr nahr- und schmackhaft. Eine Drechslerin mit argentinischen Wurzeln überraschte mich jüngst mit diesen Baumfrüchten - lecker.
In der Hoffnung, dass euch dies alles interessiert, grüße ich freundlich
Peter Gwiasda
die grenzenlose Invasion der (europäischen) Menschen geht auch einher mit einer globalen Verbreitung von Tieren und Pflanzen über alle Kontinente hinweg. Ich beschränke mich auf die Chilenische Araukarie (Araucaria araucana), auch Andentanne genannt. Sie wächst bei uns in Parks und Privatgärten, ist sehr wüchsig und muss deshalb oft gefällt werden. Wir Drechsler sollten dann zugreifen, wohlwissend, dass diese exotische Baumart von der Südhalbkugel besondere Eigenschaften hat. Aus der Kambiumschicht des frisch gesägten Stamms quillt ein klebriger Harz/Saft, der sich nur mühsam aus der Kleidung entfernen lässt. Und die breiten und harten dreieckigen Nadeln pieksen heftig. Das Holz trocknet recht schnell, der Stamm muss also nicht zum Trocknen aufgeschnitten werden; das Holz reißt nicht (welch Wunder!), neigt aber zum Bläuen, was dem Holzbild nicht schadet. Der Stamm hat eine große Markröhre, das Holz lässt sich gut schneiden. Die Seitenäste stehen fast gleichmäßig im rechten Winkel zum Stamm, sind sehr hart, fallen beim Trocknen nicht heraus. Beim Drechseln sind deshalb sehr scharfe Stähle geboten. Das Holz lässt sich mit den Fasern quer und längs gut schneiden.
Zur abgebildeten Schale: Durchmesser 210 mm, Höhe 110 mm, Wandstärke 10 mm. Oberfläche ohne Öl oder andere Stoffe, nur poliert.
Und noch etwas zum Baum, der große Teile Südamerikas geprägt hat. Wieso hat? Weil die Menschen die natürlichen Wälder hemmungslos geplündert haben. Erst Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden die Reste gesetzlich geschützt. In Chile und Argentinien ziert der Baum Provinzwappen und Embleme von Nationalparks. In Brasilien wurde die dortige Variante Araucaria angustifolia (Brasilkiefer) bis zur Erschöpfung abgeholzt und weltweit verkauft, zeitweise stellte sie 90 Prozent des gesamten brasilianischen Holzexports dar. Und noch etwas Wichtiges: Die Samen dieser Bäume sind sehr nahr- und schmackhaft. Eine Drechslerin mit argentinischen Wurzeln überraschte mich jüngst mit diesen Baumfrüchten - lecker.
In der Hoffnung, dass euch dies alles interessiert, grüße ich freundlich
Peter Gwiasda