3. internationales Blaues Drechslertreffen in Frankreich - 24. Sept. bis 01. Okt. 2025
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Der Jahreskalender hat noch große Lücken.

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Adventskalender 2024 Türchen 12

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Burgberger
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Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von Burgberger »

Im November hatte ich mich bei Katharina für das 12. Türchen angemeldet – vielen Dank, dass ich auch in diesem Jahr wieder dabei sein darf!

Wir alle schätzen ja Holz, das wir durch Drechseln verschönern können. Aber wie kommt das Holz zu uns, über den Holzeinschlag, das Sägewerk usw..
In einem sehr schönen Buch mit vielen alten Bildern habe ich eine kleine Geschichte gefunden, die ich für euch abgeschrieben habe. Nachhaltig ist ja ein Schlagwort unserer Zeit – richtig nachhaltig war das, was uns in der Geschichte geschildert wird.

Zitiert aus dem Buch „Holz“ von Christian Heumader, eine Geschichte von Franz Mayr aus dem Gunzesrieder Tal
Bild (15).jpg
Die Rindenhütte

Alles Holzarbeit – so war es, als ich (Franz May) beim Forstamt Sonthofen angefangen habe. Unser Holzertrupp in Gunzesried bestand aus sechs Männern. Jeder Holzer musste sein Werkzeug selbst stellen: Waldsäge (Zwei-Mann-Säge zum Fällen von Bäumen), Beil, Axt, Sabing (Sapie=Werkzeug zum Bewegen von Baumstämmen) und Pflanzhaue. Und für die Winterarbeit zwei Schlitten – einen Bommschlitten (zum Transport von Baumstämmen) und einen Schittrschlitte (zum Transport von Meterholz).

Da die Wälder zu dieser Zeit (ab ca. 1955) noch nicht mit Forststraßen erschlossen waren, erreichten wir unsere Arbeitsplätze oft nur über lange Fußmärsche. Deshalb bauten wir uns, ehe wir mit dem Holzeinschlag begannen, eine einfache Hütte, um an Ort und Stelle ein Dach über dem Kopf zu haben. Bei einem Platzregen schätzte man so eine Hütte als Unterstand, aber auch zum Brotzeit machen, wenn es den ganzen Tag nieselt.
Als erstes suchten wir eine große, schön gewachsene Rottanne, die bis auf 6 – 8 m Höhe möglichst astfrei war. Wir fällten sie und ritzten mit einer Sapie die Rinde ein. Alle 2 m einmal rund um den Stamm und dann jeden der Abschnitte in Längsrichtung. Man nahm einen stärkeren Ast, spitzte ihn flach zu, so dass er die Form eines Stemmeisens hatte, setzte an den Längsschnitten an und begann, die Rinde abzuschälen. Das ergab etwa 2 m² große Bahnen.
Während die einen die Rinden abschälten, stellten die anderen das Gerüst für die Hütte auf. Das Baumaterial. Stangen und Äste, lieferte der Wald. Frühere Generationen hatten die Hütten mit einem Spitzdach, in denen die Holzer sogar nächtigten. Zu unserer Zeit baute man nur noch Unterstände mit Pultdächern. Wir stellten vier senkrechte Säulen auf und verbanden sie mit Querstangen. Anschließend deckten wir mit Rindenstreifen das Dach und verkleideten die Außenwände. Manchmal legten wir noch einen Tannenwipfel auf die Hütte, damit sie vom Wind nicht weggerissen wurde. Hatte man den Platz günstig gewählt, zum Beispiel unter einer großen Tanne, hielten die Hütten drei, vier oder fünf Jahre und konnten mehrmals genutzt werden.

Früher wurden Fichten auch noch zu einem anderen Zweck geschält; bis in die 1930 er Jahre nutzten die Gerbereien die in der Rinde enthaltene Gerbsäure zum Gerben von Leder. Man schnitt 1 bis 2 m lange Streifen, rollte sie ein, stapelte sie zum Trocknen und brachte sie mit Schlitten ins Tal, wo sie an die Gerber verkauft wurden. So wurde in früheren Zeiten restlos alles verwertet. Und alles war wertvoll.


Allen wünsche ich noch eine schöne Adventszeit
Bild (13).jpg
Spitzdachhütte Obermaiselstein ca. 1920
.
Bild (14).jpg
Pultdachhütte Hinterstein 1960
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Aus dem schönen Allgäu wünsche ich allen das Beste!
DirkM
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Direkt neben meiner Werkbank stand damals eine alte Drechselbank (ich tippe mal auf eine Geiger)auf der ich noch unter Aufsicht die ersten Schritte gemacht habe.
Nun habe ich meine eigene Werkstatt im Haus und suche beständig nach Möglichkeiten der Erweiterung bzw. Annektierung angrenzender Räumlichkeiten.
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von DirkM »

Ich danke dir für diesen Beitrag.
Mir war schon bekannt,dass die Arbeiten vor gar nicht allzu langer Zeit auch im Wald eine enorme körperliche Herausforderung war.
Das die Holzwerker sich alle Werkzeuge,Schlitten etc. auch noch selbst herstellen mussten, stellt das alles für mich noch auf ein ganz anderes Niveau.
Mir macht es gerade einmal wieder sehr deutlich, wie einfach wir es zumindest in diesem Bereich heute haben.
Nachdenkliche Grüße
Dirk
maserknollen
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Und... ich komm von Hoff
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von maserknollen »

Dank für dein interessantes Türchen.
Es war früher normal im Handwerk, dass der Geselle sein eigenes Handwerkzeug stellen musste - nicht nur bei den Holzern.
Das brachte allem was man besaß eine hohe Wertschätzung. Auch was man tat, und vor allem denhohen Festtagen im Jahresverlauf sah man vor allem traditionsbewusst und mit Freuden entgegen.
Auch ich pflege und hege im Beruf mein eigenes Handwerkzeug und kriege jedesmal einen Kamm, wenn sich jemand anderes an meiner Kiste vergreift.
Dann sag ich immer, sie sollen sich ihre Klamotten aus dem Bulli holen, die da entweder unbrauchbar liegen und sinnlos durch die Gegend gekarrt werden, oder erst gar nicht mehr vorhanden sind.
Das ist die moderne Wertschätzung, die auch die alten Traditionen vergessen lässt!

Das musste ich mir jetzt mal von der Seele schreiben.
Euch wünsche ich frohe Festtage und wertschätzt
eure geliebten Eisenstücke in den Kellern, Garagen, Ställen , Hallen und Wagenremisen !!!
Gruß Ludger

Der krumme Baum lebt sein Leben.
Der gerade Baum wird zum Brett.
( aus China)
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Mali
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von Mali »

Hallo Dieter,
vielen Dank für Dein informatives Türchen :danke:
Ja, man könnte fast schon wieder depressiv werden, wenn man liest wie in der
Vergangenheit mit wie viel Aufwand unter welchen Bedingungen gearbeitet wurde.
…und man/ich den Eindruck habe, dass es nicht als so eine Last empfunden wurde, wie in
der heutigen Zeit bei weitaus einfacheren/leichteren „Arbeiten“ !
So wurde mir am ersten Advent auf einem Weihnachtsmarkt gesagt ob ich mir eigentlich vorstellen könnte
wie viel Arbeit es wäre eine Hütte aufzubauen ( Fertigteilhütte mit Haken/Ösen Verbindungen)
So, jetzt höre ich auf, passte nur irgendwie oO
Nochmals vielen Dank in den kurzen Einblick aus vergangener Zeit
Lg
Barbara
Alle sagten: Das geht nicht! Dann kam eine, die wusste das nicht und hat es einfach gemacht!
kaspar
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von kaspar »

Hallo Dieter,
das ist eine schöne Geschichte, Danke fürs Türchen.
Als ich diese Geschichte eben las, lief bei mir im Kopf wirklich ein Film ab, und ich konnte diese Waldarbeit "erleben"
Da ich am Eingang zum Gunzesrieder Tal mehrere Jahre wohnte, in Bielerdorf, dort auch meine ersten Skitouren machte, auch im HintersteinerTal eine Weile arbeitete und Zeit verbrachte, war ich so berührt. An eine Erzählung von einem einheimischen Waldarbeiter muss ich immer wieder denken.
Zur Brotzeit gab es 1/4 Pfund Butter (125g) damit man die nötigen Kalorien hatte und nicht fror, denn die Waldarbeiter benutzten meist überhaupt keine Handschuhe. Waldarbeit war Winterarbeit, da hatte es oft 2-stellige Minusgrade.
Danke Dieter nochmals für Deinen Besuch vorgestern, Dir und allen Andern wünsche ich frohe, gesegnete Weihnachten.
Viele Grüße aus Rückholz - Kaspar
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Derfla
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von Derfla »

Hallo,Dieter,
dein Buchauszug ist einerseits eine historische Beschreibung, andererseits berührt er mich als Leser zutiefst. Es muss uns gelingen, altes Wissen, Erinnerungen, Bewegendes aus dem Leben unserer Vorfahren zu bewahren, um nicht ganz aus dem Auge zu verlieren, „woher wir kommen“…. Ich verweise auf Barbaras Hüttenaufbauer….
Bei der Lektüre des Textes musste ich unwillkürlich an die für Kinder schon nicht gut zu ertragende Weihnachtsgeschichte „Als ich Christtagsfreude holen ging“ von Peter Rosegger denken. Die ärmliche und karge Welt der Waldbauern, der Holzknechte und Fuhrleute in eben dieser Zeit gibt den Rahmen… lohnt sich zu lesen.
Danke für das 12.Türchen!
Herzliche Grüße
Alfred
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von drexler116 »

Dein Text regt zum Nachdenken an und vielen ist es heute nicht bewusst wie bequem wir es heute haben sogar was das Drechseln angeht :.:
:danke: für das anregende Türchen .
Gruß von Manni aus Willebadessen - Niesen
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In der Zeit habe ich viel gemalt.
Seit meiner Ausbildung arbeite ich in der Landwirtschaft.
2005 habe ich mit dem drechseln begonnen .
ich habe viele Schalen gedrechselt bis ich erschreckt feststellen mußte
das ich in jedem stück Holz immer nur eine Schale gesehen habe.
also weg vom Schalendrechseln..................
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von c.w. »

Hallo Dieter
Danke für das interessante Türchen. :danke: :.:
liebe Grüße Christine



ich bin auf dem Holzweg
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Josch
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von Josch »

Dieter, spannendes Türchen! Vielen Dank! :danke:
Grüße vom Feierabenddrechsler Joachim
(www.feierabenddrechsler.de)
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Ritschi
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von Ritschi »

Hallo Dieter,
ein interessantes Türchen, mit einen tollen Bericht.
Hat mir gut gefallen und regt zum nachdenken über die frühere Zeit an.
Danke! :.:
Gruß ritschi

Wer sich nicht bewegt, kann nichts bewegen…..!
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von Faulenzer »

Hallo Dieter,

eine schöne Geschichte erzählst du uns zum 12. Türchen :.:

Spannender Einblick in eine Zeit, wo noch alles per Handarbeit gefällt und bearbeitet wurde.
Gruß Frank

Halbbretonischer Wusel
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Maggus
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von Maggus »

Herzlichen Dank für dieses schön nachdenklich machende Türchen.
Er erinnert mich daran, wie früher (vor etwa 40 Jahren) die Holzmacher zu uns auf den Hof kamen. 2-4 Männer aus dem Dorf, die tagelang Stammholz machten. Rauhe Gesellen mit viel Humor und für mich als kleinem Jungen so faszinierend.
Ein Trick mit einer Streichholzschachtel von einem der Männer und ein Spruch von einem von ihnen haben sich aus der Zeit bei mir eingebrannt, so dass meine Kinder heute noch davon "profitieren". :-D

Danke und Gruß,
Markus
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Helmut-P
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Re: Adventskalender 2024 Türchen 12

Beitrag von Helmut-P »

Hallo Dieter,

ganz herzlichen Dank für diese Geschichte. Sie zeigt uns eindrücklich, wie gut wir es heute haben. Schlimm, dass darüber die Wertschätzung den Bach runter geht.

Freundliche Grüße aus dem Untertaunus
Helmut
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