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demnächst wieder in Portugal

Verfasst: Montag 16. Oktober 2017, 20:26
von Joaquim
Hallo,

in 2-3 Wochen sind wir wieder unterwegs, um nach unserem Gärtchen zu schauen.

Normalerweise würde ich davon ausgehen, daß wir 1 Woche Arbeit mit der Olivenernte haben. Aber dieses Jahr würde es mich wundern, wenn noch brauchbares dran wäre.

Es hat in unserer Gegend im Mai den letzten Regen gegeben. Nicht einen mm zwischenzeitlich. Die Oliven werden bei mir nicht gegossen (bei den Großbetrieben hängen die natürlich am Tropf), die Orangenbäume und andere Obstbäume schon. Von daher nehme ich an, daß unsere Nachbarn den Bäumen zwischenzeitlich ein wenig Naß aus unserem Brunnen und Zisterne gegönnt haben. Aber unseren Oliven, vermutlich nicht? (Olivenbäume speichern einiges an Wasser in den Wurzeln)

Wir werden schauen. Letztes Jahr gab es den einen oder anderen aus dem Forum, dem wir Öl von unserer Kooperative mitbrachten. Allerdings kann ich nicht versprechen, ob ich ausreichend Öl bekomme. Bislang gab es immer etwas, aber das sehe ich erst vorort. Nur fahre ich gen Portugal grundsätzlich ohne elektr. Kommunikationsmittel, auch ohne Internet, insofern kann ich aus Portugal heraus keine Infos mehr geben. Der Preis lag letztes Jahr bei 8,60 der Liter, bei dem ich einen kl. Aufschlag für meine Bemühungen eingerechnet hatte. Vermutlich wird das Öl dieses Jahr etwas teurer sein, aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse, zumal auch die Jahre zuvor wenig Ertrag brachten.

Meine Frage also auch dieses mal. Falls Interesse besteht, dann bitte kurze PM. In der Kooperative wird das Öl ausschließlich in 5l-Plastikflaschen abgefüllt. Für unseren jährlichen Eigenbedarf (ca. 40l) machen wir es so, daß wir das Öl sofort in einen kleinen Edelstahltank mit Zapfhahn füllen. Umfüllen in Weinflaschen oder ähnlichem geht natürlich auch gut. Das Öl sollte jedenfalls nicht in den Plastikbehältern bleiben. Falls jemand neutrale Infos zu dem Öl braucht, dann am besten diejenigen fragen, die letztes Jahr etwas bekommen haben. Meine Beurteilung ist sicher voreingenommen. Das Öl ist immer 1. Pressung (Rest verkauft die Koopferative nach Italien, die dann weiter pressen), in unserer Gegend meist kleinfruchtige alte Olivensorten versch. Kleinbauern. Frühe Ernte (wenn die Oliven von grün auf schwarz gehen), also fruchtig/kräftig im Geschmack.

Ansonsten schaue ich mich auch nach Holz um. Aber das ist immer ein Glücksspiel, je nachdem was ich mit meinen Kontakten so auftun kann. Natürlich versuche ich immer, mein soz. Umfeld zu erweitern.

Ansonsten freuen wir uns schon riesig auf die kommende Auszeit und unserem 2. Zuhause. Und wenn es wenig zu ernten gibt, dann steht halt mehr Urlaub an.

Gruß Dieter

Re: demnächst wieder in Portugal

Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2017, 08:14
von Willi Lübbert
Hallo Dieter und Ulla,

egal wie es da verläuft, ich wünsche euch gute Reise und schönen Aufenthalt in eurer zweiten Heimat. Kommt gesund zurück.

Re: demnächst wieder in Portugal

Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2017, 08:33
von Drechselfieber
Euch wünsche ich eine gute Zeit und kommt gesund zurück.

Re: demnächst wieder in Portugal

Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2017, 09:22
von Joaquim
Danke für Eure Wünsche.

Seit vorgestern gibt es den ersten Regen. In unserer Gegend hat es dieses Jahr nicht gebrannt. Die Brände sind vorwiegend in den Regionen mit höherer Bevölkerungsdichte.
Auf der Seite lt. Link gibt es eine Übersicht der Brände innerhalb dieses Jahres und über ihren aktuellen Zustand:
https://fogos.pt/
Dort sind auch Brände verzeichnet, die nur wenige Hektar ausmachten.

Aber letztes Jahr gab es auch in unserer Nähe erstmalig einen Brand, ich schätze mal 100-150 Hektar Wald waren abgefackelt bei starkem Wind. Das Feuer ist sogar über einen Seitenarm unseres Stausees übergesprungen. Auch bemerkenswert: An unserem Stausee sind mehrere Lösch-Hubschrauber stationiert (russische Schwerlast-Hubschrauber, deren Wassersäcke (geschätzt, ca. 10cbm) im Flug am See gefüllt werden) , die unter ständiger Bereitschaft stehen und trotzdem kann sich so ein Feuer rasend schnell ausbreiten.

Gruß Dieter

PS: Der Stausee dient übrigens nicht der Wasserversorgung, sondern ausschließlich der Stromgewinnung. Denn Wasser gibt es in normalen Jahren genug.

Re: demnächst wieder in Portugal

Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2017, 09:30
von Heinz-Josef
Hallo Dieter,

auch ich wünsche Dir eine schöne Zeit (aber auch etwas Zeit zum Entspannen) in Deiner zweiten Heimat.
Ich habe von Dir bei einem Treffen bei Willi etwas Oliven-Holz gekauft und war schlicht begeistert.
Würde gerne wieder etwas nehmen. Meins ist alle.
Wenn Du also wieder etwas mitbringen solltest, würde ich gerne wieder einige Stücke nehmen.

Viele Grüße
Heinz-Josef

Re: demnächst wieder in Portugal

Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2017, 19:51
von Joaquim
Heinz-Josef hat geschrieben: Mittwoch 18. Oktober 2017, 09:30 Wenn Du also wieder etwas mitbringen solltest, würde ich gerne wieder einige Stücke nehmen.
Heinz-Josef
Hallo Heinz-Josef,

Olive muß ich nicht mitbringen. Schätzungsweise 10-15 Tonnen dürfte ich derzeit noch in Bad Lippspringe lagern. Äste, Bohlen, Bretter, Halbstämme.

In Portugal habe ich noch kleine Oliven-Wurzeln liegen, die ich, falls ich noch Platz haben sollte, mitbringe. Vordringlich suche ich dort aber 2 dicke und gesunde Stämme Stein- und Korkeiche für einen Holzhändler als Muster. Ich kann aber nur 1,7 to laden, wobei so 2 Stämme, wie ich sie mir vorstelle, schnell das Gewicht füllen.

Gruß Dieter

Re: demnächst wieder in Portugal

Verfasst: Sonntag 17. Dezember 2017, 15:01
von Joaquim
Wieder zurück!

Portugal hatte das trockendste Jahr seit 1931 !!! Entsprechende Schwankungen gibt es auf der iber. Halbinsel immer wieder, mal zu trocken, mal zu naß (hat nicht das geringste mit einer Veränderung des Weltklimas zu tun). In diesem Jahr war es halt sehr heftig. Die verheerenden Waldbrände, vor allem im Norden des Landes, der normalerweise mindestens die Jahres-Regenmengen Ostwestfalens hat, haben sicher viele mitbekommen.

Dort wo ich bin, Südlich des Tejo ist das Klima Portugals ohnehin anders, also einiges trockener. Allerdings gab es dieses Jahr von Mai bis Nov nur 2 Regentage, die auch nur die obere Bodenkrume benässten. Hier wird aber auch Jahr für Jahr große Vorsorge für Waldbrände getroffen, sodaß im Süden trotz größerer Trockenheit, die Waldbrände nicht so häufig sind.

Jetzt aber zu den Oliven. Meine Erwartung aufgrund der Trockenheit war: Es gibt kaum Ertrag. Von Spanien (größter Olivenölproduzent der Welt) hatte ich zuvor schon von Ernteeinbrüchen von 15-20% gehört.
Als wir ankamen, traute ich meinen Augen nicht. Die Bäume hingen voll !!! Allerdings waren wir dieses Jahr ein wenig spät dran. Aufgrund klimatischer Bedingungen hatte die Fruchtreife früher eingesetzt als üblich. Die meisten Oliven waren schon schwarz, bei einigen Bäumen auch schon teilweise abgefallen. Das daraus gewonne Öl hat zwar weniger Säure (wird höher eingestuft) und ist neutraler, aber wir bevorzugen eigentlich das Öl, wenn der Anteil der unreifen grünen Oliven größer ist, das Öl fruchtiger und reicher an Inhaltsstoffen ist.

Bemerkenswert fand ich natürlich die Fähigkeit der Olivenbäume trotz der extremen Trockenheit noch so viel Kraft aufzubringen, uns mit einer reichlichen Ernte zu beschenken. Vielleicht hat aber auch die große Trockenheit dazu geführt, daß andere Schädlinge (Wollläuse, Olivenfruchtfliegen) weniger agressiv auftraten.

Dieses Jahr habe ich auch die versch. traditionellen Erntemethoden auf ihre Rentabilität hin verglichen.
Meine Frau und ich streifen die Oliven mit Händen und kleinen Handharken von den Zweigen und lassen sie fallen. Dabei steige ich in die Bäume und führe gleichzeitig den jährlichen recht radikalen Rückschnitt der Bäume durch. Auf diese Weise schaffen wir zu zweit gut 100 kg Oliven pro Tag. - und sind spätestens am 2. Tag schon recht geschafft, müssen aber noch ne Weile durchhalten.
So wie wir machen es in der Region viele Kleinbauern.

Andere schlagen mit langen Stangen oder per Rüttler (ähnlich Stihl-Freischneider) die Oliven von den Bäumen. Bei dieser Arbeitsweise liegt der Tagesertrag etwa doppelt so hoch. Allerdings muß dann im Laufe des Winters der noch zeitraubende Rückschnitt erfolgen.
Wie viel Öl ergibt das nun?
Oliven haben je nach Boden-, Sorten- und Klimaunterschieden einen Ölanteil, der bei 15-20% liegen dürfte. Die Ölpressen, egal ob gewerblich oder genossenschaftlich behalten als Preßlohn davon ca. die Hälfte ein. Früher war der Anteil deutlich niedriger. Aber aufgrund von Lohn- und Kostensteigerungen (Pressen) bei gleichzeitig relativ konstantem Ölpreis ist im Laufe der Jahre dieser Anteil immer höher geworden. Ich, wie auch die anderen Genossenschaftsmitglieder, bekommen z.B. von 100kg Oliven 8,2 Liter Olivenöl in diesem Jahr, vor Jahren waren das noch 11 Liter. Es ist also Hobby !!!

Von daher ist verständlich, daß bei Betrieben, die von der Ölivenölproduktion leben müssen, auf extrem steigende Automatisierung investiert wird, vor allem durch sehr ertragreiche neue Sorten am Tropf, im Verbindung mit Vollerntern und modernsten Ölpressen, die auch den letzten Rest rausholen. Dagegen steht in unserer Kooperative eher eine Presse, die vermutlich zu Zeiten der Nelkenrevolution angeschafft wurde in Verbindung mit wenig Automatisierung.

Ansonsten ist zu sagen: Bombenwetter die ganze Zeit, bei der Ernte eher hohe Sonnenbrandgefahr, die Tage/Wochen danach Ausruhen auf ner Liege oder Hängematte, auch mal hin und wieder nach Lissabon oder die eine oder andere Stadt.

- und Holz? Die Stämme, die ich eigentlich suchte, waren in den paar Tagen, die ich mich auf die Suche begab, nicht aufzutreiben. Statt dessen habe ich den Hänger dann mit Holz beladen, welches noch aus dem letzten Jahr auf meinem Acker lagerte, einen Stamm Korkeiche, einen Orangenstamm sowie 4 kleineren Olivenwurzeln von ca. 150-200 kg Gewicht je Wurzel.

Normalerweise sind bei den Orangen (und anderen Zitrusfrüchten) die frühen Sorten Ende Nov./Mitte Dez. schon recht süß. Dieses Jahr nicht. Bei den Orangen, Mandarinen, Zitronen usw. war dieses Jahr die Reifung verzögert, sodaß ich nur 3 Kisten Früchte von 2 Bäumen mit nach Deutschland genommen habe. Die Früchte sind recht saftig, allerdings kleiner als üblich. (Die Nachbarn hatten die Bäume in unserer Sommer-Abwesenheit gut gegossen)

Sehr gut waren dieses Jahr auch die Romas (Granatäpfel), die Kakis sind leider aufgrund zu viel Trockenheit frühzeitig abgefallen.

So, das war ein kleiner Bericht von der Erntefront.

Gruß Dieter

Re: demnächst wieder in Portugal

Verfasst: Montag 18. Dezember 2017, 08:13
von Erick
Hallo Dieter
Danke für Deinen Portugalbericht !
Zwecks Besuch rufe ich demnächst an.
Erick

Re: demnächst wieder in Portugal

Verfasst: Montag 18. Dezember 2017, 08:17
von Willi Lübbert
Hallo Dieter,
willkommen zurück. :welcome:
Danke für den umfangreichen Bericht. :danke:

Re: demnächst wieder in Portugal

Verfasst: Montag 18. Dezember 2017, 08:20
von Faulenzer
Hallo Dieter,

:danke: für deinen schönen Bericht :prost: