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Anfängerwerke

Verfasst: Sonntag 11. Juni 2017, 21:29
von jesse
Nachdem mir so langsam etwas gelingt, traue ich auch mal ein paar Stücke zu zeigen. So langsam wird der Boden der Schüssel dünner und er passt zur Wandstärke.
Vorher war ich entweder durch, oder der Boden war viel zu dick. Noch drechsle ich alles nass, da ich nicht die Geduld habe, auf ds Trocknen zu warten.
Die ersten zehn Rohlinge sind jetzt im Pappsack mit den Sänen zum Trocknen. Mal sehen wie das wird.

Doch nun ein paar Bilder:

1. Nußbaum Durchmesser 34cm, 12 cm hoch. Das Holz war extrem zäh, Ich habe es noch nicht geschafft, die Spuren innen weg zu drechseln. zu Schleifen war das
Holz fast nicht. Oberfläche mit Bienenwachs aufgeschmolzen und mit dem Lappen abgezogen.
Nußschüssel d.jpg
Nußschüssel d.jpg
Nußschüssel d.jpg
2. Kirschschüssel 34 x 13 cm, Wandstärke ca. 5mm. Geschliffen bis 1000#, Bienenwachs
Ich habe die Schüssel nass gedreht. Zuerst die grobe Form, dann vomrand her dünner geworden uns gleich fertig geschliffen und gewachst, da ich dachte, so das
Verziehen beim drehen zu verhindern. Trotzdem ist bei ca. 8 cm Tiefe ein Rand entstanden, der durch den Verzug nicht mehr zu Schleifen war. Was kann ich da
besser machen?
20170610_114507.jpg
Kirschenschüssel 2c.jpg
Kirschenschüssel 2a.jpg
3. Verstocktes Brennholz. Ich habe mich getraut, es fliegend zu drechseln. Aber ans Schleifen habe ich mich nicht getraut. Ich brauche meine Finger noch.
Wie macht man das? Durchmesser ca 20cm.
Verstocktes Brennholz b.jpg
Verstocktes Brennholz a.jpg
4. Schälchen aus Zwetschke, geschliffen bis 600#, Bienenwachs. Der Boden ist ca. 1,5cm dick. Tiefer Aushöhlen habe ich mich nicht getraut, da sonst die Fehlstelle
durchgebrochen wäre. In dem Zentrum ist auch ein Nürnberger, den ich nicht mehr weg bekommen habe. Ach ja, beim Bearbeiten der Bilder sind mir auch einige
Schleifspuren aufgefallen.
zwetschke c.jpg
20170610_114657.jpg
zwetschke b.jpg
5. Schälchen aus Hainbuchenzwiesel aus dem Brennholz.
Durchmesser ca 15cm, Höhe ca. 3cm
Hainbuche b.jpg

Re: Anfängerwerke

Verfasst: Sonntag 11. Juni 2017, 23:54
von Schaber
Moin Jesse,
Hut ab vor sowohl Deiner Ehrlichkeit, den (eigenen) Schwächen gegenüber als auch vor dem Mut, die eigenen (Anfänger-)Werke der Kritik zu stellen!
Da doch bei so vielen Stücken viel zu sagen ist, mache ich mal den Anfang.
Zur Form bei allen: der Weg stimmt, der Rest kommt mit der Erfahrung!
Achtung, jetzt kommt die Einzelkritik ;-) :

Zu Nr. 1: So weit o.k., aber hier stimmt was nicht! Nußbaum zäh??? Nicht schleifbar??? Entweder nimmst Du stark gebrauchte und damit ungeeignete Schleifmittel (von Hand oder rotierend?) oder die "Spuren" sind eher Scharten, möglicherweise, weil ein Pilz das Holz zu mürbe gemacht hat (kann ich auf den Bildern nicht erkennen)... Werkzeug stumpf, oder nicht gut geführt könnte auch sein...? Der einzige Nussbaum, bei dem mir jemals die 80er Röhre(=80er Körnung) den Dienst versagt hat, war das (schlecht erreichbare) Innere einer (Kugel-)Dose aus einem Reststück aus der Furnierproduktion - und da werden die Stämme stunden- bis tagelang gekocht! Also vorsichtiger Tipp: immer frische Schleifmittel, vor allem bei den groben Körnungen!

Zu Nr.2: Für meinen Geschmack etwas zu napfig, aber egal!
Der "Rand" ist sicher nicht durch die Trocknung entstanden, das, was ich da sehe, läuft eher unter "Fehler beim Drechseln"... Deine Vorgehensweise "erst grob, dann fertig und dann gleich schleifen und Oberfläche" ist völlig in Ordnung, abzuraten dabei ist allerdings davon, zwischendurch und zwar beim Arbeitsgang "fertigdrechseln" ein mehrgängiges Menü mit anschließendem Verdauungsschläfchen zu sich zu nehmen, oder was es sonst für Gründe für eine laaange Pause geben mag. Kirsche schleifen ist immer problematisch: im Bereich des Übergangs zwischen Lang- und Querholz entstehen gerne hartnäckige Schleifspuren! Hier gilt wie oben: frisches Schleifmittel und zwar ohne Druck und damit Hitzeentwicklung! (Aber so große Macken wie hier sollten doch eher schneidend entfernt werden!)

Zu Nr. 3: Die ist toll!!! (Bis auf den Fuß)
Aber warum Rezess statt Zapfen? Material war doch genug vorhanden! Spreizend spannen bei so einem Stück ist mehr als gefährlich! Glück gehabt!!! :prost
Nachdem Du den Fuß abgedreht hast, könntest Du das Stück entweder einfach so lassen (Doch, das geht!), oder Du musst stehend schleifen (das geht auch!)...

Zu Nr.4: Ich sag´ja: Dein Weg stimmt! Wenn Du beim Ausdrehen innen darauf achtest, eine durchgehende Kurve zu machen, vermeidest Du evtl. Nürnberger am Boden, und die größere Stärke des Bodens fällt nur noch Drechslern auf!

Zu Nr. 5: Zu dickwandig!

Soviel erstmal, ich denke, das reicht auch an Kritik!
Gruß aus Soest
Jürgen,
Forums-Meckerkopp!
P.S. Soest ist nur knappe 30 km von Hamm entfernt!

Re: Anfängerwerke

Verfasst: Montag 12. Juni 2017, 09:01
von jesse
Hallo Jürgen,

Vielen Dank für die Mühe, die Du Dir beim beantworten gemacht hast. Es ist immer gut, wenn erfahrene Drechsler einen Blick auf die eigenen Werke werfen.
Schnell freut man sich über eigene Erfolge, sieht aber die Schwächen der Werke noch nicht. Ich werde weiter üben.

Wenn ich im Januar wieder in Hamm bin, dann würde ich gerne mal vorbei kommen. So ist es zu weit, vom Kreis Schwäbisch Hall aus.

Gruß Jens

Re: Anfängerwerke

Verfasst: Montag 12. Juni 2017, 19:54
von Schaber
jesse hat geschrieben:Wenn ich im Januar wieder in Hamm bin, dann würde ich gerne mal vorbei kommen.
Gerne, Du bist herzlich willkommen! Ich sollte Dich aber darauf hinweisen, dass meine Werkstatt im Januar doch eher kalt ist... :-D
Gruß
Jürgen

Re: Anfängerwerke

Verfasst: Montag 12. Juni 2017, 20:00
von Drechselfieber
Jens, schön die ersten Beiträge von dir zu sehen.

Darfst dich gern wieder bei mir anmelden, bitte rechtzeitig, dann können
wir eine Fortbildungsreise zum Schaber machen.

Re: Anfängerwerke

Verfasst: Dienstag 13. Juni 2017, 20:39
von Schaber
Au ja! 3 mal Körperwärme im Januar in meiner kleinen Werkstatt - da wird´s ja doch recht muckelig!
Verfroren
Jürgen

Re: Anfängerwerke

Verfasst: Mittwoch 14. Juni 2017, 16:26
von jesse
Hallo Jürgen,

da geht es mir in meiner Garage ähnlich. Im Winter, wenn ich Zeit habe, da ist es kalt, im Sommer habe ich nicht so viel Zeit.

Vielleicht hat Du eine Idee, was das für ein Holz sein kann, das ich als Nußbaum bezeichnet hatte. Es war definitif sehr hart. Mein Werkzeug war scharf.Das Schleifpapier neu. Und dennoch war kaum ein Schleifen möglich. Vielleicht ist es ja ein anderes Holz. Mit den dunklen Hölzern habe ich es nicht so.

Gruß Jesse

Re: Anfängerwerke

Verfasst: Mittwoch 14. Juni 2017, 21:03
von Schaber
Nach den Bildern passt Nussbaum durchaus! Allerdings ist eine Holzbestimmung nach Fotos immer recht schwierig... :-/
Wo hattest Du das Stück denn her? Es gibt einige Exoten, die sehr nussbaumähnlich sind - und die können sauhart sein!
Gruß
Jürgen